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12. März, 19 Uhr

 

Aus dem Bautagebuch

Es ist schon immer wieder etwas Besonderes und Spannendes, wenn bei einem Neubau der erste Beton in die Fundamentschalung gegossen wird und die bizarr aufragenden Eisengeflechte für die Wandanschlüsse den ersten festen Halt erhalten.

Anfang März 2007 legte die Baufirma Hechinger aus Pfaffenhofen los. Bauleiter Stephan Dezelak mit seinen Mannen sorgte dafür, dass zusehends Wand um Wand eingeschalt und betoniert wurde. Die großen Schalelemente wurden dabei vom Kranfahrer zentimetergenau platziert, und es war manchmal schon aufregend, wie die Arbeiter mutig auf den Wänden balancierten, um sie zu justieren. Manche von ihnen fanden es faszinierend, als gute Katholiken eine evangelische Kirche zu bauen - das ist eben praktische Ökumene vor Ort.

Das ökumenische Wohlwollen zeigte auch der Turm der Katholischen Pfarrkirche St. Laurentius, der während der ganzen Bauzeit freundlich herübergrüßte, als freute er er sich ganz besonders auf den kleinen Bruder, der sich nun mitten in Wolnzach niederlässt.

Denn auch dies ist eine Besonderheit für ganz Bayern: Neubau einer evangelischen Kirche mitten im Ort. Das ist jedoch nicht nur eine besondere Chance, sondern auch Aufgabe und Verpflichtung für eine lebendige Gemeinde.

Und schon der Bau selbst muss dem Anspruch an eine innerörtliche Lage gerecht werden. So ist es dem Architektenbüro Claus+Forster aus München gelungen, ein Gebäude zu schaffen, das, wie es eine Wolnzacher Gemeinderätin formulierte, dem Glauben der evangelischen Gemeinde entspricht - einfach, klar und ohne Schnörkel. Und das die vom Hopfenmuseum geprägte Umgebung aufnimmt, mit ihr korrespondiert, und doch einen neuen Akzent bildet.

Und so konnte man zuschauen, wie nach den Plänen des Tragwerkplaners Ingenieurbüro Triebenbacher aus Pfaffenhofen das Bauwerk entstand. Nach dessen Wunsch wurden nicht nur die Decken, sondern auch die tragenden Wände in Beton ausgeführt, um bei dem schwer kalkulierbaren Untergrund die Gefahr von Rissen zu vermeiden.

Unter der Bauaufsicht und Koordination des bauleitenden Architekten Peter Bergweiler wurden Unmengen von Dämmstoffen auf das Dach gelegt und an die Fassade geklebt, um den Verbrauch von Heizenergie zu reduzieren. Am Dach wurde besonderer Wert darauf gelegt, dass über eine flache Neigung das Wasser ablaufen kann und keinerlei Durchdringungen als Schwachpunkte entstehen. Für den Innenausbau musste der verantwortliche Mitarbeiter, Architekt Betzler, sehr viele Details zeichnen, um die gewollte Planungsabsicht zu verwirklichen. Und er musste viel Geduld aufbringen, um alle Wünsche der Gemeinde zu berücksichtigen. Putzer, Schreiner und Schlosser haben dabei ausgezeichnete Arbeit geleistet. Nur bei den Estricharbeiten gab es anfangs erhebliche Probleme, aber auch diese konnten zu einem guten Ende geführt werden.

Auch die Elektriker haben sehr umsichtig gearbeitet, um all die vielen notwendigen Kabel nach den Plänen des Ingenieurbüros Bamberger aus Pfünz zu verlegen. Besonderer Dank aber gilt der Fa. Schäch und ihren Mitarbeitern, denn die gesamten Installationen für Heizung, Sanitär und Lüftung wurden kostenlos eingebaut. Das hat den Bauetat der Kirchengemeinde sehr geschont.

Bei vielen Besprechungen an der Baustelle sind sich die Beteiligten auch menschlich ein Stück näher gekommen. Und bei allen Problemen, die gelöst werden mussten, war es oft ein besonderer Genuss, die Baustelle nach Feierabend zu erleben, wenn nach getaner Arbeit der Bau Ruhe und Stille atmete, als wollte er neue Kraft sammeln, um der Dynamik des nächsten Tages standzuhalten, so als wüsste er um den Sinn einer Kirche, als Ort der Ruhe, um neue Kraft zu schöpfen.

Ja, und um den Bau als Kirche zu vervollständigen, muss auch noch etwas zum Turm gesagt werden, ein an sich längeres Kapitel. Anfangs wurde überlegt, auf den Turm zu verzichten - aus Kostengründen. Bei der innerörtlichen Lage gehörte der Turm jedoch ganz eindeutig dazu. Bei einer Besichtigungsfahrt wurde die spezielle Oberfläche in Weiß festgelegt, um das Zusammenspiel mit dem Hauptbau in Rot zu betonen. Die Konstruktion als doppeltes »U« mit einem Spalt dazwischen macht ihn besonders schlank und elegant.

Dafür musste aber auch alles sehr gut durchdacht sein, denn die Bauteile mussten dem waagrechten Transport und den verschiedenen Schräglagen beim Aufstellen und Montieren standhalten und müssen natürlich auch als Turm die Schwingungen der Glocken ableiten.

Der Aufstellungstermin musste mehrmals verschoben werden, um die Pläne zu optimieren. Gekrönt wird der 18 Meter hohe Turm von einem gestifteten Kreuz in Edelstahl, das seine glänzenden Arme ausbreitet, um zusammen mit dem großen katholischen Bruder den Segen über alle Bewohner der Marktgemeinde weiterzugeben. Ein solches Kreuz als Plus-Zeichen wurde auch bei der zugleich feierlichen und fröhlichen Grundsteinlegung am 27. April 2007 unter der Teilnahme vieler Gemeindeglieder und zahlreicher Ehrengäste zusammen mit einer Urkunde, der Tageszeitung, den Bauplänen und einigen Münzen in einer Kassette eingemauert.

Und so ein Kreuz, wie es auch in der Kreuzkirche in Pfaffenhofen über dem Altar hängt, ist in der nördlichen Außenwand, an der der Altar steht, bereits im Beton eingebaut. Auch im Innenraum ist es in der vorgehängten Altarwand sichtbar. Dadurch wird seine zweifache Bedeutung besonders hervorgehoben: Das Leiden und die Auferstehung gehören zusammen, ebenso das Wirken der Kirche nach außen und innen. Mit dieser protestatisch-schlichten doppelten Altarwand ist eine ziemlich spektakuläre architektonische Idee verwirklicht worden. Um ihre Gestaltung wurde lange gerungen. Es ist spannend, ob die beabsichtigten Lichteffekte sich so auswirken, dass erkennbar wird: Bei allem was wir tun, scheint das göttliche Licht durch das Kreuz in unser Leben.

Gebe Gott, dass in diesem Gebäude immer der Geist und die Freude der Auferstehung wohne, zum Dank für die vielen Hände, die bei der Errichtung mitgewirkt haben.

Roland Gronau: Festschrift zur “Einweihung der evangelisch-lutherischen Auferstehungskirche“, Pfaffenhofen: 2008

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